DaDa in der Elbphilharmonie

DaDa ist keine Randerscheinung, auch wenn es der Rand des kleinen Saals ist, den ich hier mit den Fingern begreife. Denn es ist die Elbphilharmonie, wo im Februar der NDR – wenigstens hier scheinen Rundfunkgebühren auch mal gut angelegt worden sein – in seiner Reihe „Das neue Werk“ einen bekennenden DaDaisten zu Gehör brachte: Hans Jürgen von der Wense, ein Mecklenburger, der Bad Doberan als Kindheitsort und Warnemünde als Fluchtort durchlebte. Er war schon einmal Thema unserer Sendung – im August 2017. Jetzt bringen wir aktuelle Interpretationen von Steffen Schleiermacher und weil Wense leider viel zu wenig komponiert hat, wird auch Schönberg zu hören sein.  Sowie eine Entdeckung, die zu Beginn der Weimarer Dada-Dekade 2018 aufgeführt wurde – dank Radio Lotte auch jetzt im Rostocker Äther: der DaDa-Foxtrott. Wer hören kann, wird wissen.

DaDa im Bauhaus – eine Verknüpfung

Es lässt sich nicht leugnen, einer der Gründer des Bauhauses – Theo van Doesborg war auch DaDaist.  Nannte sich da I.K. Bonset und hatte damit einen Künstlernamen mehr, denn auch Theo van Doesborg war nur der andere Künstlername von Christian Emil Marie Küpper. Und auch wenn das Bauhaus schnell auf Distanz ging – Gropius verwehrte ihm die Festanstellung als Meister – konnte der Ernst des Bauhauses nicht leugnen, dass Kreativität am Dadaismus nicht vorbeikommt. Denn die Fähigkeit, Dinge völlig neu zu denken, zu sprechen, zu formen war auch Bauhaus und nicht umsonst ließ sich beides auch zeitweilig in Weimar nieder. Die heutigen Weimarer Dadaisten um Michael von Hintzenstern wissen das zu nutzen – dank ihnen ist die Bauhauskapelle der zwanziger Jahre als „Neue Bauhaus Kapelle“ wieder aktiv und mit „100 Jahre Banaus“ ist da auch ein gutes Thema für ihr 8. Dadajahr gefunden. Wir werden jedenfalls über alles berichten, über die Aktivitäten in Weimar wie auch über das Eröffnungsfestival „100 Jahre Bauhaus“ in Berlin. Die haben ihr 100 Jahre DaDa-Jubiläum im letzten Jahr eher stiefmütterlich behandelt – dafür haben sie 2019 für 100 Jahre Bauhaus keine Kosten gescheut. Und damit dem DaDaismus die Türen geöffnet, denn wenn die Begleitmusik für eine Bauhaus-Aufführung von den „Einstürzenden Neubauten“ kommt, braucht es wohl keine weiteren Worte. Außer die in unserer Sendung auf LOHRO 90,2, am Montag den 21.1.2019 18:00 Uhr. Hört selbst.

DaDa – die Sendung der langen Töne

Kurz vor Montag – und wieder ist eine Thema fällig, was unsere Sendung beschreibt. Bislang war es die Sendung der schrägen Töne – das bleibt es auch, aber nun werden wir sprechfaul. Jedenfalls in dieser Sendung. Das mag am Wetter liegen, bei der ewigen Wärme fällt mensch so langsam in Lethargie. Und ist dann erstaunt, wie Musik dem entsprechen kann. Deep Listening ist das, was uns begeistert – Musik, die in einer amerikanische Zisterne (ein gemauerter Betonraum unter der Erde) mit einem Durchmesser von 61 Meter und einer Höhe von 4 Metern aufgenommen wurde – das ergibt einen Nachhall von 45 Sekunden. Kann heute wahrscheinlich jeder Computer – aber das interessiert uns nicht. Wir hören begeistert wie sowas auch analog entstehen kann und denken mit Schaudern an diesen unterirdischen Raum, der nur eine einzige Einstiegsluke besitzt. Und bis 1950 voll Wasser war. Aber hört selber, Montag 18:00 Uhr auf LOHRO.

BABA-OEMF oder war Brecht DaDaist?

Eugen Berthold Friedrich Brecht – später kurz Bert Brecht genannt –  ist nun 120 Jahre alt geworden. Zur Fiere kam er nicht, also feiern wir ohne ihn nach.  Ob wir seine richtige Geburtstagsgesellschaft sind, möge entscheiden wer will, wir grübeln öffentlich darüber nach und hoffen, er passt da mit rein. Wer sicher reinpasst ist Jaap Blonk und seine Live-Performance von 6 Lautgedichten, die einst Hugo Ball verfasste. Alle werden wir nicht spielen, aber einige schon. Wer Ohren hat, mag hören – LOHRO 90,2 und das alles am 19.2.2018 – wie immer um 18:00 Uhr.

DaDa hängt jetzt was

Genau – trotz Dauergeniesel ist DaDa wieder an der Wand der Frieda 23 angekommen. Denn DaDa steht kurz davor, sich in der Frieda wieder breit und sichtbar zu machen. Am 22.9. werden wir ab 17:00 Uhr die Besucher der Illustrade wie auch der Frieda 23 verschaukeln. Mit Bildern, die mensch nicht verstehen muss, mit Texten, die mensch nicht lesen kann und mit Dingen, die nicht still stehen wollen. Mobile von der Decke für Mobilität im Denken. eine gute Idee so zwei Tage vor der Wahl – wo alle gerade mit möglichst schlichten Wahrheiten die Köpfe ihrer Stimmengeber besetzen wollen. Machen wir nicht, wir wollen denkende, statt situierte Betrachter. Jetzt also erstmal vom Frieda 23 Hof aus, aber dabei wird es nicht bleiben. Zum Glück. DaDa sei Dank.

DaDa war noch was – Dada ist 101

Dada in Rostock ist im zweiten Jahr seines Seins und wird nun zum Kurator. Dada ist 100 war der Schlachtruf 2016, jetzt im zweiten Jahr ist es 101. Na und, wir bauen wieder das Foyer der Frieda um – kein Merzbau, sondern ein Kunstmobile. Der Begriff stammt vom –Urdadaisten Marcel Duchamp und wir weiten ihn aus: Nicht nur die Kunst soll in Bewegung sein – auch der Betrachter. Der sein Auge über all die Drucke schweifen lassen kann, die engagierte Letterpresser – der Volksmund sagt Buchdrucker – zum 100sten Geburtstag von DaDa geschaffen haben und damit eine Wanderausstellung schufen, die das alte Handwerk der DaDaisten, welches immer noch betrieben wird,  mit den neuen Inhalten der Letterpresser zusammenbringt. Aber nicht nur – es wird experimentiert, proklamiert und manipuliert – nicht der Betrachter, sondern das Handwerk – die ehrwürdige Buchdruckkunst. Aber in dieser Ausstellung wird sie dem zweiten Teil ihres Namens gerecht – sie wird Kunst.

Ab 22.9.2017 in der Frieda 23 im Foyer und auf den Fluren des Erdgeschosses. Kommt und seht und schwebt.

Neo Dada, genannt Fluxus

»Das Klavier ist ein Tabu. Es muss zerstört werden«, forderte Nam June Paik Anfang der 1960er Jahre. Und tatsächlich ist die gewaltsame Behandlung des Instruments, das wie kein anderes für die Tradition bürgerlicher Musikkultur steht, besonders tief im kollektiven Gedächtnis verhaftet; daran denkt der feinsinnige Musikliebhaber zuerst und mit großer Sorge, wenn der Begriff »Fluxus« fällt. Aber keine Sorge – wir beginnen mit dem Begriff des „Neo-Dada“, der erst wenig später  „Fluxus“ wurde. Was für das Radio eine Herausforderung ist, denn Fluxus war ganz viel Installation und Happening. Obwohl der entstehende Sound nicht unwesentlich für das  Resultat der verschiedenen Fluxus-Aktivitäten war, so integriert Fluxus jedoch Video, Musik, Licht, Geräusche, Bewegung, Handlungen und diverse Materialien. Das soll uns aber nicht abschrecken, wir lieben den Stockhausen und Cage Schüler Nam June Paik schon wegen seines auf dem Happening 18965 in Wuppertal geäußerten Satz: „Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück“. Denn viele der Fluxus Künstler kamen aus der Musik: Charlotte Moorman und Yoko Ono sind nur zwei Namen, die eigentlich zur Musik gehören und doch bedeutende Fluxus-Künstler waren. Und wenn schon 1965 das Fernsehen für mediale Verdummung stand, ist es 2017 , das Jahr in dem Fluxus 65 wird, um so notwendiger, intelligentes Radio zu machen. Also am Montag, den 20.3.  18:00 Uhr Lohro hören – es gibt wieder eine Menge schräger Töne, die das Hören nicht leicht, das Denken dafür um so notwendiger macht.

Geniale Dilletanten

Ja, Dada ist jetzt 101, wir machen am 20.2. 2017 18:00 Uhr auf LOHRO die Geburtstagssendung. Ohne Legastheniker zu sein, sondern aus Traditionsbewußtsein. Also wer schmunzelnd oder naserümpfend die „Dilletanten“ als unmögliche Verwandschaft abwertet, kennt die Musik der 80er Jahre nicht. Jedenfals nicht die der Randbereiche. Die enttäuscht vom verlorenen Schwung der 68er und genervt von den endlosen Gitarrensolos der Rockmusik, in den 80er wieder den Dada entdeckten: sie setzte das Kantige gegen das Erschlaffte, das Urbane gegen das Ländliche, das Intensive des gelebten Moments gegen die Mühsal langwieriger Märsche durch Institutionen. Sie machten Musik um ihrer selbst willen aus, also aus Interesse, Vergnügen oder Leidenschaft. Sie nannten sich Palais Schaumburg, Die tödliche Doris oder Freiwillige Selbstkontrolle, waren oftmals vorher bildende Künstler, bevor sie dadaistische Texte auf wilde Musik und Lärmergüsse setzten. Genau diese holen wir noch einmal in den öffentlichen Äther, wissend, das dieser Frust über erstarrte Verhältnisse auch ins 101. Jahr von Dada passt. Und wir bewundern den Aufwand, der damals für Effekte betrieben wird, die inzwischen jeder Fünftklässler per Mausklick erzeugt. Deshalb ist auch Nora Grominger in der Sendung zu hören – bezeichnenderweise mit dem Jandl-Text „Perfektion“. Wer zuhört, kriegt das am Ende alles auch auf die Reihe – aber das ist kein Versprechen.

Ai, Arno, Dada, Martin, Wladimir

Die erste Sendung im 101. Jahr von Dada geht all den Jubiläen nach, die dieses Jahr noch anfallen: 500 Jahre Reformation, 100 Jahre Revolution und die vergangenen Tage eine einzige Reklamation. All die Neuzugänge sind nicht zu gebrauchen: AfD, Trump, Assads Siege und Putins Heldenrolle – leider will die auch keiner zurückhaben. Wenigstens keine Mogelpackung drunter, jeder benimmt sich so, wie er aussieht. Wahrscheinlich gilt dieser Satz auch nach der Bundestagswahl. Wir werden also DaDa-Sendungen weitermachen, die eigentlich gegen alles billig gemachte sind. Und fangen bei den Worten an: Das japanische Ai, die russische intuitive Lautpoesie und die Wortschwere eines Arno Schmidt. Die schon im Klang eigentlich wieder DaDa wird, auch wenn olle Arno das niemals war. Nichtdestotrotz nehmen wir eine moderne Vertonung seiner Texte gerne in unsere Sendung auf – diese ist in ihrer Wortferne und Bruchstückhaftigkeit eine Gratwanderung zwischen Verblüffung und Verstehen – oder auch  Nichtverstehen. Mögen all seine ernsthaften Leser nachdenken – wir inszenieren hier eher das Nachfragen und Nachhören. Gepaart mit dem Schelmischen, die in jedem Ernst noch ein Spaß sehen. Eben DaDa.

DAda in der Warteschleife

Haben wir noch im Dezember darüber geklagt, dass das antikapitalistische Erbe von DaDa in unseren Sendungen und Aktionen zu kurz kommt, so hat die Lektüre der aktuellen „Zeit“ uns einen probaten Ausweg gezeigt:  Das Feuilleton ist zu der  entscheidenden Entdeckung gekommen, dass allein das Warten schon Widerstand gegen die bestehende Gesellschaftsordnung ist. Sozusagen die Erfindung des revolutionären Wartens. Indem wir nicht mehr Effizienz hochhalten, indem wir einfach darauf verzichten zu arbeiten, zu konsumieren oder wenigstens auf dieses zuwarten (die Schlange vor der Eröffnung eines Schnäppchenmarktes ist also kein revolutionäres Warten). Es geht um das Warten, was nur den Sinn hat, das die Zeit vergeht. Und genau das verlangen wir jetzt von unseren Hörern – die alle am 17.1 die erste DaDa-Sendung des Jahres 2017 hören wollten: sie müssen eine Woche warten. Wir brauchen mehr Zeit zur Vorbereitung und wir wollen der Auftakt der Arno Schmidt-Woche in Rostock sein – denn wir werden Arno Schmidt modern vertont spielen, bevor am Mittwoch Arno Schmidt in Bildern im Literaturhaus gelesen wird. Aber dazu später – jetzt erstmal sinnfreies Warten.