DaDa bewegt

Nicht nur uns, sondern auch als Bewegtbild. Dada-Filme gab es immer, Dada-Trailer bislang eigentlich nicht. Nun ist er da, der erste Werbetrailer im Kino für eine Bewegung, die der Werbung eher kritisch-spöttisch gegenüber stand. Aber wir sind im 21. Jahrhundert und wir sind in Rostock – und während in Weimar dada als Amtssprache eingeführt wird (Salve-TV macht’s sichtbar- DaDaRoyal) und in Stralsund der Mückenschweinverlag schon die zweite Dada-Zeitung kreiert hat, haben wir in Rostock den ersten Dada-Kino-Trailer. Andreas Ehrig (Rostocker Schule) ist der Autor, Stimmen und Gesicht sind erstmal nicht Teil des Abspanns. Wir nehmen es dankbar als Meilenstein unserer Bewegung. Vorschauen kann mensch das Filmchen auf facebook – hier kriege ich gerade nichts bewegt.

Dada in der DaDaEr

Ja, kein anderer Staat war so prädestiniert für DaDa wie unsere verlorengegangene 40-jährige Republik. Denn nur hier war der Sinn so unsinnig, dass jeglicher Unsinn sinniger war. Nur hier wohnte die Wahrheit völlig verklausuliert hinter Worthülsen und Sprachmüll. Nur hier war die Beliebigkeit noch so beschränkt, dass mensch bereit war, hinter jedem Wort den verborgenen Inhalt zu suchen. Deshalb können wir, belastet mit unseren Vorwendeerfahrungen, DaDa und die DaDaEr nicht aussparen. Und fangen nicht mal bei Weh und Meh an – die kommen später, nein wir fangen bei Bert Papenfuß Gorek, Jan Faktor, Stefan Döring und Rainer Schedlinski an – ersterer ist demnächst in Rostock, letzter ist raus, da er sich unsäglich mit der Stasi verwoben hatte. Berlin hatte da seine eigene Dynamik, was die Literatur betrifft – Weimar war da eher mit der Musik auf dem Weg zu DaDa. Und wir Provinzler? Wir bestaunten fasziniert die Buchcover oben genannter Autoren – statt klarer Bild- und Formensprache ein Chaos aus Schrift und Zeichen. Und nicht eines zeigte den legendären Handschlag…

QR-Dada-Code

Wer hätte das gedacht – jetzt kann mensch Hugo Ball mit dem smartphone lesen. Wenn es eine Trennung von Inhalt und Form gibt, dann diese: die Form ist für den Menschen unlesbar, der Inhalt genauso unbegreifbar. Also doch Dada der Maschinen und es ist durchaus möglich, das eine mit dem anderen in Einklang zu bringen. Die letzte Dada-Sendung hat ja schon mal ein Konzert für Röhrenradio und Flügelhorn wiedergegeben und legendär ist das Hausgerätekonzert, welches auf Radio Lotte vor 12 Jahren gelaufen ist: Ein Mitmachkonzert, wo der Anrufer beim Radio den Sound seines Küchengerätes, seiner Heimwerkermaschine oder den aktuellen Lärm vor dem Haus durchs Telefon mit einbringen konnte. Interaktives Radio als Dada-Konzert. Haben wir hier noch nicht, wir werden jetzt eure Smartphones mit Texten füllen. Scandada und verliert euch nicht in der Endlosschleife…

DaDa vs it-machine

Wir haben es gewusst und deshalb noch schnell damit angefangen. Während die denkende Welt erst beim Schach und nun beim GO entgeistert erleben muss, dass Intelligenz aComputer besser können, obwohl die Computer  diese Intelligenz erst von ihnen gelernt haben, wissen wir nur eins – besser Dada als wir kann kein Computer. Der kann Unsinn, aber nicht als bewusste Alternative zum Sinn – nur als Zufall. Das machen wir beim Dada nicht, es geht nicht um Zufall, sondern um Unlogik. Weil wir der Logik, wie sie jetzt die Systeme beherrscht, die Bereitschaft zur Unlogik gegenüberstellen. Weil das System sich eine sich selbst bestätigende Logik ausgedacht hat, die wir nicht mehr mitgehen. Wenn die Henne das Ei gebiert und das Ei die Henne, das ist der einzige Ausweg: notschlachten.  Also bilden wir Sätze bilden, deren Ergebnis nicht vorhersehbar ist. Und überlegen Dinge, deren Sinnhaftigkeit nicht erkennbar ist, aber unsere Sinnverständnis verunsichern. Also machen wir Dada und lassen den Computern das Denken – die haben eindeutig den besseren Arbeitsspeicher.